Beziehungen pflegen, Maßstäbe setzen

Beziehungen pflegen, Maßstäbe setzen

Alle zwei Jahre treffen sich die Mitglieder der ICCCS (International Confederation of Contamination Control Societies) an wechselnden Orten zu einem internationalen Symposium in Sachen Kontaminations-Kontrolle. Dabei stehen nicht nur zahlreiche Vorträge auf dem Programm, sondern es tagen auch die Teilnehmer der ISO-Standard Gruppen. In diesem Jahr war das Universitätsgebäude der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich Schauplatz – auch, um an die Anfänge im Jahr 1972 zu erinnern.

Vom 3. bis 7. September kamen hier auf Einladung der Schweizer Dachorganisation SwissCCS, vormals SRRT, Vertreter der reinraumtechnischen Fachgesellschaften aus aller Welt zusammen, um sich über Forschungstrends und die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse auszutauschen und zu informieren. Des Weiteren trafen sich in diesem Rahmen die festen Arbeitsgruppen, um über die ISO-Standards zu beraten und diese festzulegen.

Die Atmosphäre im Züricher Universitätsgebäude war entspannt und persönlich. Man kannte sich, tauschte sich aus und frischte Kontakte auf. Das Universitätsgebäude lieferte dazu das passende, eher unkonventionelle Ambiente. Hörsäle, Seminarräume, Foyer, Cafeteria sowie die Durchgangsräume wurden für die unterschiedlichsten Zwecke genutzt. So präsentierten einige wenige ausgewählte Unternehmen der Reinraumbranche an kompakten Ständen ihre Produkte, in den Räumen lauschten Teilnehmer den Referenten bei der Darstellung ihrer neusten Untersuchungen, anderen saßen in Runden zusammen und diskutierten Hygiene-Standards oder Reinraumthemen wie etwa die Kontrolle elektromagnetischer Felder. Rund 80 Vorträge standen auf dem Programm. Zwischendurch wurden kleine Snacks mit Kaffee, Tee, Softdrinks und Obst serviert. Beim Mittagessen – wahlweise in der Mensa im Nebengebäude oder auch in einem der nahegelegenen Restaurants  – war Zeit, um intensiver mit den Kollegen aus aller Welt ins Gespräch zu kommen und Kontakte auszubauen. Organisiert wurde das Programm von der Schweizer Gesellschaft für Reinraumtechnik, der SwissCCS (Swiss Contamination Control Society), ehemals SRRT. Auf freiwilliger Basis und ohne Bezahlung haben sich vor allem die Vorstände engagiert. Alfred Moser, ETH-Ingenieur und Generalsekretär der Veranstaltung behielt den Überblick und die Fäden in der Hand, auch wenn es etwa darum ging, einem Referenten kurzfristig die benötigte Vortragstechnik zu organisieren.

Insgesamt waren auf dem ICCCS Symposium 2012 mehr als 150 Teilnehmer aus 20 Ländern vertreten. „Wir sind regelmäßig dabei“, sagt der Myung-Do Oh aus Süd-Korea, „vor allem, um unsere Ideen zu teilen und mit anderen Fachleuten und Kollegen zu erörtern.“ Myung-Do Oh ist Professor an der Universität Seoul. Er reiste mit einer Delegation von 15 Wissenschaftlern nach Zürich. In Seoul wird die nächste Konferenz der ICCCS im Jahr 2014 ausgerichtet, zwei Jahre später ist Brasilien Schauplatz.
Auch das Unternehmen Siemens wird wie alle zwei Jahre dann wieder dabei sein. "Wir haben uns entschieden, von den großen Messen wegzugehen", erklärte Thomas Riffel von der Siemens Schweiz. „Wenn wir hier nur mit zehn Leuten reden, bringt uns das mehr, als bei anderen Veranstaltungen mit 50 zu reden." Sein Argument für das ICCCS Symposium: „Wir wollen am Puls sein und die neusten Trends, die vielleicht erst in drei oder vier Jahren auf dem Markt Thema sind, mitbekommen. " Auch für Harald Kocher, der am Reinraummodul von Ritterwand im Foyer zur Freude der erhitzen Kongress-Teilnehmer gekühltes Bier ausschenkte, schätz vor allem die Gelegenheit, Kontakte zu pflegen und den Nachwuchs kennenzulernen. „Hier trifft man auch viele Uni-Absolventen“, so Kocher. „Und dass sind die, die morgen die Entscheidungen treffen.“

Zukunft und Geschichte der Reinraumbranche sind an der ETH Zürich untrennbar miteinander verbunden. Die Anfänge des Symposiums liegen bereits 40 Jahre zurück, als im Jahr 1972 ebenfalls hier eine kleine internationale Gruppe, bestehend aus Unternehmen der damals noch sehr jungen Reinraumbranche beschloss, ein Treffen zu organisieren, das sich von allen anderen abheben sollte: „Wir wollten mehr als bloß ein Austausch kommerzieller Interessen“, erinnert sich Dr. Hans Schicht, Gründungsmitglied des Symposiums und Ehrenmitglied der SwissCCS. „Und wir hatte mehrere Ziele: Wir wollte alle zwei Jahre eine unabhängige internationale Konferenz durchführen, internationale Normen und Standards erarbeiten, uns über die neuste Tendenzen austauschen und allgemein die Reinraumbranche  bekannter machen.“ Das Timing war gut, die Idee stieß auf Beifall. Und auch der Kreis der Teilnehmer wuchs stetig. „Die ersten zwei Jahrzehnte waren eine Pionierzeit", so Schicht. „Es entstand sehr viel Neues in der Branche." Im Jahr 1990 fand das Symposium zum zweiten Mal in Zürich statt. Mit 550 Teilnehmern wurde hier der Höhepunkt erreicht.

Seither hat sich viel verändert, die Branche hat sich erweitert und spezialisiert. Normen wurde international eingeführt. 1992 wurde auf internationaler Ebene das Komitee Reinraumtechnik gegründet, aus dem sich wiederum die Arbeitsgruppen mit zum Teil mehr als 35 Teilnehmern entwickelten. Heute ist das ICCCS Symposium ihre regelmäßige Plattform. Außerdem bietet es ein Podium für Innovationen im Bereich der Reinraumbranche. Wer wissen will, woran derzeit an den Hochschulen geforscht wird und was in den nächsten Jahren in der Reinraumbranche erwartet werden kann, informiert sich dort. Das nächste Mal dann also auf dem asiatischen Kontinent.