Chemnitz wird mit dem neuen »European Test and Reliability Center« europäischer Knotenpunkt für Halbleitertests und Zuverlässigkeitsforschung

Eröffnung des European Test and Reliability Center (ETRC) in Chemnitz: Prof. Dr. Harald Kuhn, Institutsleiter des Fraunhofer ENAS (Mitte, am Buzzer), gibt gemeinsam mit führenden Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Forschung das Startsignal für das neue Zentrum. Mit dabei (v. l. n. r.): Laith Altimime, Präsident SEMI Europe; Clemens Otte, Leiter Fachverband Mikroelektronik im ZVEI; Rose Hu, Senior Director Application Engineering, Advantest Europe GmbH; Prof. Dr.-Ing. Albert Heuberger, Institutsleiter Fraunhofer IIS und Sprecher der Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland (FMD); Dr. Tim Gutheit, Vice President Technology and Innovation Automotive, Infineon Technologies AG; Heike Vocke, Geschäftsführerin von iSAX und Mitglied im Kuratorium des Fraunhofer ENAS; Dr. Manfred Horstmann, General Manager und Senior Vice President, GlobalFoundries; Volker Herbig, Vice President, X-FAB Group. © Fraunhofer ENAS/André Wirsig / Opening of the European Test and Reliability Center (ETRC) in Chemnitz: Prof. Dr. Harald Kuhn, Institute Director of Fraunhofer ENAS (center, at the buzzer), gives the starting signal for the new center together with leading representatives from industry, politics and research. Also on site (from left to right): Laith Altimime, President of SEMI Europe; Clemens Otte, Head of the Microelectronics Association at ZVEI; Rose Hu, Senior Director Application Engineering, Advantest Europe GmbH; Prof. Dr.- Albert Heuberger, Director of Fraunhofer IIS and Spokesman of the Research Fab Microelectronics Germany (FMD); Dr. Tim Gutheit, Vice President Technology and Innovation Automotive, Infineon Technologies AG; Heike Vocke, Managing Director of iSAX and member of the Board of Trustees of Fraunhofer ENAS; Dr. Manfred Horstmann, General Manager and Senior Vice President, GlobalFoundries; Volker Herbig, Vice President, X-FAB Group. © Fraunhofer ENAS/André Wirsig

Gemeinsam stark für das neue European Test and Reliability Center (ETRC) (v. l. n. r.): Prof. Dr. Harald Kuhn, Institutsleiter des Fraunhofer ENAS, und Prof. Dr. Daniel Kriesten, Leiter des ETRC. © Fraunhofer ENAS/André Wirsig / Strong together for the new European Test and Reliability Center (ETRC) (from left to right): Prof. Dr. Harald Kuhn, Institute Director of Fraunhofer ENAS, and Prof. Dr. Daniel Kriesten, Head of the ETRC. © Fraunhofer ENAS/André Wirsig

Das Fraunhofer ENAS feiert die Eröffnung des »European Test and Reliability Centers« (ETRC). Mit Unterstützung der Europäischen Union (EU), des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) sowie des Freistaats Sachsen macht das Fraunhofer-Institut für Elektronische Nanosysteme ENAS Chemnitz zum neuen europäischen Zentrum für Tests und Zuverlässigkeitsbewertungen komplexer Halbleiterbauelemente. 

Das Fraunhofer-Institut für Elektronische Nanosysteme ENAS in Chemnitz hat mit der feierlichen Eröffnung seines »European Test and Reliability Centers« (ETRC) einen wichtigen Meilenstein erreicht. Das in Chemnitz neu angesiedelte Kompetenzzentrum bündelt strategische Kompetenzen für Tests und Zuverlässigkeitsbewertungen von Halbleiterbauelementen und stärkt damit Sachsens Rolle als Hightech-Standort im europäischen Halbleiterökosystem.

Ziel des neuen Zentrums ist es, eine industrie- und anwendungsnahe Infrastruktur für neue Teststrategien und Zuverlässigkeitsroutinen von Halbleitertechnologien aufzubauen, die den steigenden Anforderungen moderner Mikroelektronik gerecht wird. Hierzu wird das ETRC mit mehreren Millionen Euro durch die EU aus Mitteln des »Europäischen Fonds für regionale Entwicklung« (EFRE) und des »Just Transition Fund« (JTF) sowie durch den Freistaat Sachsen gefördert. Der weitere Ausbau der Forschungs- und Entwicklungskapazitäten erfolgt im Rahmen der Pilotlinie für »Advanced Packaging and Heterogeneous Integration for Electronic Components and Systems« (APECS), für die zusätzliche Fördermittel von EU, BMFTR und dem Bundesland Sachsen bereitgestellt werden. APECS ist ein zentraler Baustein des European Chips Act, koordiniert von der Fraunhofer-Gesellschaft und umgesetzt von der Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland (FMD).

Das ETRC versteht sich als strategische Plattform für die Entwicklung, Erprobung und Validierung innovativer Test- und Zuverlässigkeitsverfahren entlang der gesamten Halbleiter-Wertschöpfungskette vom Chipdesign, über Frontend bis Packaging.

Im Zentrum stehen dabei neue Schlüsseltechnologien wie Wide-Bandgap-Halbleiter (zum Beispiel Siliziumkarbid und Galliumnitrid), modulare Chip-Architekturen (Chiplets), Mikrosysteme (MEMS) sowie photonisch-elektronische Co-Designs, deren Qualität, Funktionalität, Robustheit und Langlebigkeit künftig in Europa abgesichert werden. Das ETRC entwickelt dafür maßgeschneiderte Prüfstrategien und bietet ein anwendungsnahes Umfeld, in dem Chips, Module und komplette Systeme unter realitätsnahen Bedingungen geprüft werden.

Mit KI-gestützter Fehleranalytik, thermisch-elektrischer Belastungssimulation und einer modernen Testdateninfrastruktur kann das ETRC Unternehmen und Forschungseinrichtungen dabei unterstützen, die Serienfähigkeit neuer Halbleiterprodukte schneller, sicherer und nachhaltiger zu erreichen. Gerade in sicherheitskritischen Anwendungen, etwa in der Automobilindustrie, in der Medizintechnik oder im Bereich des Industrial Internet of Things, ist die Fähigkeit, Bauelemente frühzeitig auf Fehlertoleranz und Systemverhalten zu testen, ein strategischer Wettbewerbsvorteil.

Zudem agiert das ETRC als Transfer- und Kollaborationsplattform. Es bietet OEMs, Zulieferern, kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sowie Forschungseinrichtungen einen gemeinsamen Raum, um neue Prüfstandards zu entwickeln und Technologien zusammen zur Marktreife zu bringen. Für KMU ist besonders der niederschwellige Zugang zu High-End-Testinfrastruktur über Shared Facilities ein wichtiger Hebel zur Demokratisierung von Innovation und damit zur langfristigen Stärkung des europäischen Mittelstands.

Durch den gezielten Aufbau unabhängiger Test- und Zuverlässigkeitskompetenz am Standort Chemnitz trägt das ETRC dazu bei, eine wichtige Lücke im europäischen Halbleiterökosystem zu schließen. Denn während die Fertigung und das Design von Halbleitern in den vergangenen Jahren verstärkt durch politische Förderprogramme unterstützt wurden, fehlte es bislang an neutralen, industrietauglichen Test- und Verifikationsplattformen, die Entwicklungen von der Idee bis zur Serienreife begleiten. Zudem findet ein Großteil der Halbleitertests bislang außerhalb Europas statt, was mit langen Lieferwegen und geopolitischen Unsicherheiten verbunden ist. Die Etablierung des ETRC als Europas neues Kompetenzzentrum für Test und Zuverlässigkeit schafft mitten in Sachsen eine moderne Prüfumgebung, die Halbleiterprodukte bereits in der Entwicklung zuverlässiger macht, Innovationen beschleunigt und ihre Qualität von Anfang an sicherstellt.

Prof. Dr. Harald Kuhn, Institutsleiter des Fraunhofer ENAS, bringt die strategische Bedeutung des neuen Zentrums auf den Punkt: »Mit dem ETRC setzen wir ein starkes Zeichen für Europas Anspruch, technologische Exzellenz mit geprüfter Qualität und Zuverlässigkeit zu verbinden. Es steht für einen Wandel im Innovationsprozess hin zu einem vernetzten, beschleunigten Denken in Kreisläufen. Das ist ein entscheidender Schritt, um Qualität, Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Unabhängigkeit im Halbleitermarkt langfristig zu sichern. Ich bin überzeugt, dass vom ETRC entscheidende Impulse für Europas technologische Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit ausgehen werden.«

Mit starker Anbindung an die Technische Universität Chemnitz, die Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland (FMD) und die europäische Pilotlinie für »Advanced Packaging and Heterogeneous Integration for Electronic Components and Systems« (APECS) steht das ETRC nicht nur für technologische Exzellenz, sondern auch für ein neues Modell europäischer, standortintegrierter Innovationsförderung. Es ist ein Ort, an dem industrielle Relevanz, wissenschaftliche Kompetenz und strategische Autonomie zusammenkommen. Das stärkt Sachsens Rolle als Schlüsselstandort für eine resiliente und innovationsgetriebene Halbleiterproduktion von morgen.