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Autor
Alfred Schleicher

Farbe wirkt – auch in OP-Räumen

Farben in homöopatischen Dosen für OP-Räume

Das Arbeiten in Operationsräumen bringt erschwerte Arbeitsbedingungen mit sich. Die arbeitsplatzspezifischen Faktoren ergeben neben den hohen fachlichen Anforderungen zusätzlich auch physiologische Probleme für die Mitarbeiter. Richtiger und sinnvoller Farbeinsatz verbessert nicht nur das Arbeitsklima, es werden auch Fehlerrisiken gesenkt und die Konzentrationsfähigkeit der Mitarbeiter erhöht.

Der steigende Kosten- und Leistungsdruck vor allem in den OP-Räumen stellt die Krankenhäuser vor neue Aufgaben. Es gilt auch, für die relevanten Räume durch  Gestaltung und Umgestaltung die Produktivität zu erhöhen. Es besteht auch die Notwendigkeit, mit den vorhandenen Ressourcen und dem dadurch bedingten Kostenrahmen gesamthaft eine optimierte medizinische Versorgung zu erreichen. Die bauliche Architektur hat starken Einfluss auf die Leistungsfähigkeit der Klinik. Hier kommt es auf die Ergonomie des Arbeitsplatzes an, bei der auch die Farbe eine wichtige Rolle spielt.

Noch vor zehn Jahren lag die Gestaltung der neuen OP-Räume weitgehend in den Händen von Ingenieuren. Die technischen Innovationen standen im Vordergrund. Dazu kommt, dass sich das gesamte medizinische Wissen derzeit alle fünf Jahre verdoppelt. Das Thema Gestaltung spielte eine Nebenrolle. Mit dem medizintechnischen Fortschritt soll auch das Design Schritt halten: Bei Ergonomie und Funktionalität geht es um das Wohlbefinden und die Sicherheit der Patienten und vor allem um die Entlastung des Personals.

Arbeitsplatz Operationssaal

Der Operationssaal als Arbeitsplatz ist zwangsläufig entindividualisiert sowie funktionell und durch die Abschirmung äußerer Einflüsse gekennzeichnet. Wahrnehmbare Tag-Nacht-Unterschiede fehlen weitgehend, bei Nichtvorhandensein von Fenstern sogar vollständig. Die Ansprüche der Patienten und die des Personals können miteinander sowie mit wirtschaftlichen Notwendigkeiten und baulichen Gegebenheiten kollidieren. Für Patienten und Personal besteht eine gewisse Unfallgefahr. Ergonomie und die Gestaltung der im OP verwendeten Produkte spielen daher eine wichtige Rolle. Operationseinheiten gehören zu den teuersten Arbeitseinheiten im Krankenhaus. Die OP-Minute wird in Deutschland 2009 mit sieben Euro veranschlagt. Die Gestaltung und das Management von Operationsabteilungen muss daher unter Einbeziehung von Aspekten des Arbeitsschutzes und der Gesundheitsökonomie möglichst berufsgruppenübergreifend gelöst werden. (aus Wikipedia) Zum Arbeitsschutz gehört die Farbe.

Analyse baulicher Strukturen und deren Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit der OP-Prozesse

Die Gestaltung von OP-Bereichen erfordert die Berücksichtigung ablauf- und arbeitsplatzspezifischer Faktoren, welche auf die ökonomische Leistungsfähigkeit und Qualität des Personals wie auch der Patientenversorgung wirken. Bauliche Maßnahmen sollten in der Planung durch evidenzbasierte Analysen systematisch in die Bewertung miteinbezogen werden. Wo es für die Bewertung keine experimentellen wissenschaftlichen Studien gibt, sollte die Empfehlungsstärke Good Clinical Practice GCP sein.

Die Psychischen Funktionen sollen unterstützt werden, um den Arbeitsprozess im Fluss zu halten

Die dauerhaft hochkonzentrierten Arbeitsbedingungen erfordern eine starke körperliche und physische Kondition. Dazu gehört auch das Ausschalten und Vermeiden von farbigen Nachbildern.

Farbwahrnehmung: Der sukzedane Farbkontrast

Die Farbwahrnehmung durch das Auge kann uns auch verblüffende Effekte liefern. Schauen wir eine Weile auf einen intensiven Farbton und blicken dann auf eine andere Fläche, so wird die Gegenfarbe in abgeschwächter Form durch das Auge auf die Fläche projiziert. Das Auge liefert uns einen Farbton, der gar nicht zu sehen ist.

Wie entsteht dieses Phänomen? Bei längerem Betrachten z.B. eines roten  Farbtones wird der Sehstoff des roten Rezeptors verbraucht. Schaue ich nun auf eine weiße Wand, so sind nur noch der blaue und grüne Rezeptor übrig: Die Mischung ergibt die Summe aller restlichen Farben und wir erhalten den sukzedanen Farbkontrast.

Ein bekanntes Beispiel sind Kleidung und OP-Tücher in den Operationssälen. Meistens sind sie grün oder blau. Damit kann man den Nachbild-Effekt unterdrücken. Wäre die Kleidung weiß, würde der Chirurg beim Aufblicken ein blaugrünes Nachbild sehen.  Das Auge muss sich wieder adaptieren, was zum Einen Zeit kostet und zum Anderen die Konzentrationsfähigkeit mindert.

Die Farbigkeit hört jedoch nicht bei der Kleidung auf: Fußboden, Decke und vor allem Wände gehören auch dazu.

Simultan-Kontrast

Seine Wirkung beruht auf dem Komplementärgesetz, nach dem jede reine Farbe physiologisch die Gegenfarbe, ihr Komplement, verlangt. Ist dieses nicht vorhanden, so erzeugt das Auge gleichzeitig die Komplementärfarbe. Ein starkes Grün läßt ein danebenstehendes neutrales Grau rötlichgrau erscheinen, während ein starkes Rot das gleiche Grau grünlichgrau wirken lässt. (Die Kombination zweier nicht komplementärer, reiner Farben hat zur Folge, dass das Auge die jeweilige Komplementärfarbe erzeugt, sodass jede der Farben die andere in ihr Komplement drängt, beide Farben leuchten dadurch in neuen Wirkungen auf.)

BehandIungs - und 0perationsräume  

Hier sind die Belange der Ärzte und Schwestern und die Angst der Patienten zugleich zu berücksichtigen. Die Sterilität des Raums muss durch Farben unterstützt werden (hellklare, warme Farben als Farbton zwischen kühlen Tönen).  Die den Operationsräumen zuvor liegenden Waschräume sollten sich - da von ihnen aus die Operationsvorbereitung mit kontrolliert werden kann - farbig vom OP absetzen, z. B. eine gelbliche Farbigkeit zeigen.

Besondere Bedeutung haben die Operationsräume selbst. Im OP kommt es darauf an, die hohen Leuchtdichteunterschiede auf dem Operationsfeld auszu-gleichen. Das Leuchtdichtegefälle im OP-Raum muss auf die anstrengende Augenarbeit des Arztes eingestellt werden. Das kann durch Verwendung dunkler (blauer oder grünlicher), etwa 10% reflektierender Abdecktücher und durch mitteltonige  Wandfarbtöne erreicht werden. Mit diesen Abdecktüchern  erreicht man etwa die gleiche Leuchtdichte wie die des Operationsfeldes (Blut und Gewebe) selbst. Die sehr starke Operationslampe würde bei weißen Abdecktüchern enorme Infeldblendungen hervorrufen und das eigentliche Operationsfeld zu dunkel erscheinen lassen. Die farbigen  Abdecktücher sind vorwiegend blau, wenn parallel mit  Bildschirmen gearbeitet wird bzw. wo eine Fernsehübertragung im studentischen Betrieb gemacht wird und matt dunkelgrün,  wo es um sehr gute  Sehbedingungen  geht.

Darauf sollten die Wandfarbtöne auch in der Helligkeit abgestimmt werden. Rezepte kann man dazu nicht verteilen, da jeder OP-Saal durch die Architektur und eine Vielzahl von Operationsfeldern neu beurteilt werden soll. Ausgangspunkt dazu sind die OP-Tücher sowie die OP-Bekleidung, die Operationsfelder und der OP-Ablauf. Je konzentrierter der OP auf eine bestimmte OP ausgerichtet ist, um so genauer kann mit Farbe und Licht auf die Belange von Personal und Patient eingegangen werden.

Zum Patienten:

Wichtig ist auch, wo der Kopf des Patienten positioniert ist. Hier wäre sinnvoll, wenn der Anästhesist nicht durch grüne oder blaue Reflexion der Abdecktücher einen noch kränkeren Patienten vorgespiegelt bekommt. Ist der Patient bei Bewusstsein, so sollte das Blickfeld in einem hellen, sonnigen Ton gehalten werden.

Man soll nicht nur den OP-Raum ansehen, sondern auch die Patientenschleuse wie auch den Aufwachraum. Oft wird der Patient in einem Vorraum vorbereitet. Er wird zumeist im Bett in diesen Raum hinein geschoben und wartet nervös auf den Beginn der Behandlung. Die Decke ist für den Patienten Blickwand. Für den im Bett liegenden Patienten gilt eine andere Blick- und Erlebnisfolge des Raumes wie für den Gesunden. Für ihn wird die Decke zur Blickwand und die Seitenwand zum Stimmungsträger. Die Blickwand kann auch Erwartungsfunktionen haben. Er benötigt deshalb etwas Entspannendes, um seine Ängste abbauen zu können. Bei allem Vertrauen zur Routine der Ärzte und der technischen und chemischen Stärke der Medizin – für den Patienten ist die Situation keine Routine. Hier soll mit Farbe und Farblicht dem Patienten geholfen werden, entspannter zu werden. Das kann z.B. auch eine kleine Projektionslampe sein, die an die Decke strahlt: „relax“. Verschiedene, harmonisch abgestufte Farben im hellen Bereich wären für diesen Vorraum angebracht.

Objektivierte Kriterien für eine sinnvolle Gestaltung von Operationsräumen

Eine gut abgestimmte Ergonomie soll einen flüssigen Arbeitsablauf ermöglichen, um die gesteigerten Anforderungen in der Benutzungshäufigkeit zu erfüllen. Zur Ergonomie gehört auch die Farbe und das Licht. Im Vorfeld der Planung sind deshalb detaillierte Untersuchungen notwendig. Wir zählen Ihnen einige Fragen auf, die zur Lösung der Aufgabenstellung gehören:

· Welche Operationsfelder werden betätigt?
· Wie ist die Physiologie der Operation, was ist zu beachten?
· Welche Farbtücher werden verwendet (grün - blau)?
· Wie hoch ist die Leuchtdichte von Infeld zu Umfeld?
· Wie sind die farbigen Nachbilder durch OP-Sichtfeld und -umfeld  und wie werden sie neutralisiert?
· Wo muss mit Farbe korrigiert werden, um dauernde Adaptionen des Auges zu vermeiden?
· Wie ist die Lärmbelastung?· Wie ist der räumliche Ablauf der Operationen?
· Welche Funktions-Zonen sind vorhanden?
· Welche Reinraum-Materialien kommen zum Einsatz?
· Wie ist die Beleuchtung? Wo kann sie optimiert werden?
· Welche Farben liegen bereits fest?

Diese wie auch weitere auf das spezielle Projekt abgestimmte Themen werden bearbeitet und ergeben die Grundlage für objektivierte Kriterien.

Fazit

Wir empfinden Farben als leicht oder schwer, passiv oder aktiv, kalt oder warm, hell oder dunkel. Farbe wirkt auf unsere Empfindungen und auf unsere Sinne, aber ebenso auf das Unterbewusstsein. Eine gekonnte und sinnvolle Farbgebung verhilft zu einer  lebenswerteren Umwelt und zu einem humaneren Arbeitsumfeld.

Farbgebung sollte nicht nur eine Sache des persönlichen „Geschmacks“ des Unternehmers sein, sondern sich an objektiven Kriterien und an der Identität des Unternehmens orientieren, um den Menschen und ihren Bedürfnissen zu dienen. Außerdem unterstützt die farbliche Gestaltung das Krankenhaus dabei, eine bestimmte Botschaft nach außen an die Patienten und nach innen an die Mitarbeiter zu senden.

Wer nicht an Chromophobie leidet, sollte sich Farbe zulegen. Farbe in homöophatischen Dosen ist das geeignete Mittel, die hochintelligenten Menschen bei Ihrer Arbeit physiologisch und psychologisch zu unterstützen, ihre hochkonzentrierte Arbeit fehlerfrei zu erledigen. Schließlich verwenden weder die Chirurgen noch ihr Team weder Doping noch Aufputschmittel, um ihren Job zu tun. Dass es so bleibt und die Patienten auch etwas davon haben, dafür leistet Farbe - sinnvoll eingesetzt - ihren wichtigen Beitrag. Dass das Licht hinzu gehört, ist selbstverständlich, schließlich macht Licht die Farbe erst sichtbar.

Quellennachweiß:

Wikipedia → Operationssaal
Dr. Heinrich Frieling: Gesetz der Farbe
Dr. Heinrich Frieling: Farbe im Raum
Dr. Heinrich Frieling: Licht und Farbe am Arbeitsplatz
Alexander Wunsch: Kunstlicht und Sehen


FARBATELIER SCHLEICHER
76133 Karlsruhe
Deutschland


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