- People
LPW Test- und Dienstleistungszentrum - Interview Christian Koblenzer, LPW Reinigungssysteme
Christian Koblenzer, Leiter Customer Support bei LPW, spricht im Interview über die Arbeit im Test- und Dienstleistungszentrum (TDZ) von LPW und Herausforderungen in der Bauteilreinigung.
Christian Koblenzer ist bei LPW Reinigungssysteme unter anderem für das Test- und Dienstleistungszentrum (TDZ) zuständig. Im Interview spricht er über seine Arbeit im TDZ, was dort passiert und wie er und sein Team geeignete Lösung für die speziellen Kundenaufgaben in der industriellen Teilereinigung finden. Christian Koblenzer sagt über seine Tätigkeit: „Wir sind Technologen. Wir liefern den Maßanzug und keine Lösung von der Stange.“.
„Herr Koblenzer, Sie sind Leiter des Customer Supports bei LPW und führen in Ihrem Geschäftsbereich unter anderem auch das Technikum sowie das Test- und Dienstleistungszentrums (TDZ) am Firmenstandort in Riederich. Können Sie kurz zusammenfassen, was dort passiert und welche Möglichkeiten Sie Ihren Kunden bieten?"
Christian Koblenzer: „An beiden Orten bieten wir unseren Kunden professionell durchgeführte Vor- und Machbarkeitsversuche. Begleitet von eingehender Beratung als Grundlage für ein maßgeschneidertes Lösungskonzept. Im Technikum sind wir, wenn die Reinigungstechnik im Vordergrund steht und normale Umgebungsluft kein relevantes Kontaminationsrisiko darstellt. Im TDZ gehen wir deutlich weiter und kümmern uns um den Gesamtprozess. Wir verfügen dort unter anderem über einen Reinraum mit integrierter Luft-Partikelmessung sowie den geeigneten Medienversorgungssystemen. Hier können wir unter konditionierten und nachverfolgbaren Bedingungen, wie etwa dem Prozessmonitoring, selbst den schwierigsten Aufgaben aus der Medizintechnik, der Hochvakuumtechnik oder der optischen Industrie gerecht werden. Doch viel wichtiger als das technische Setting ist die Herangehensweise an die verschiedenen Projekte. Wir stellen uns gemeinsam mit dem Kunden immer zuerst die Frage, was wir erreichen wollen. Nicht nur in puncto Technischer Sauberkeit, sondern auch hinsichtlich der Anforderungen beim Handling, Chargenprotokoll oder der Verpackung. Auf dieser Basis entscheiden wir dann, in welchem Umfang wir Technikum und TDZ nutzen.“
„Neben den Versuchen, führen Sie im TDZ auch Lohnreinigung in Kleinserien durch, richtig?“
Christian Koblenzer: „Genau. Das TDZ wird seit knapp drei Jahren auch intensiv für sehr hochwertige und kundenindividuelle Lohnreinigung genutzt. Prinzipiell nichts Neues auf dem Markt. Doch der große Unterschied im Vergleich zu anderen Lohnreinigungs-Dienstleistern ist, dass wir kunden- sowie produktspezifische Reinigungsprozesse, gerade für kritische Einzelteile und Kleinserien, entwickeln. Diese sind bis ins kleinste Detail, von der Wareneingangskontrolle bis hin zum Verpacken nach dem Reinigen, auf die Anforderungen des Auftraggebers zugeschnitten. Der Weg beginnt meist mit detaillierten Gesprächen, begleitenden Cleanability- sowie Chemieverträglichkeitsversuchen. Daraufhin machen wir Prozessvorschläge und gehen in die Abstimmungsphase, bevor die eigentliche Bauteilreinigung startet. Abschließende Analysen bei LPW oder in einem akkreditierten Labor werden genau besprochen. Ebenso die begleitende UV-Licht Untersuchung oder die Durchführung von speziellen Testroutinen nach der Reinigung. Kurzum: wir sind Technologen. Wir liefern den Maßanzug und keine Lösungen von der Stange. Das mag aus Kundensicht etwas kompliziert klingen, ist es aber nicht. Das ist unsere Expertise, die wir transparent mit unseren Auftraggebern teilen und sie dabei unterstützen, ins neue Thema reinzuwachsen.“
„Welche technische Ausstattung und welche Methoden stehen Kunden im TDZ zur Verfügung?“
Christian Koblenzer: „Im Prinzip bietet unser Test- und Dienstleistungszentrum eine Vielzahl von Möglichkeiten, wie eine Art Schweizer Taschenmesser. Los geht’s bei der Kontrolle der Anlieferqualität. Diese spielt bei der Erreichung bestmöglicher Reinheitsergebnisse häufig eine große Rolle. Hier können wir etwa kundenspezifische Prüfkriterien überwachen, die Mikroskopie hinzuziehen oder auf Transportschäden kontrollieren. Je nach Eingangskontamination, erfolgt dann die angepasste Vorreinigung. Unter anderem mittels unseres vakuumbasierten CNp-Verfahrens, um die entsprechende Eingangsqualität für die finale Reinigung im ISO 7 Reinraum zu gewährleisten. Die Endreinigung wird durch die Reinheitsanforderung und das Bauteil definiert – dementsprechend passen wir das reinraumgebundene dreistufige Feinst-/Ultra-Feinstreinigungssystem darauf an. Immer mit dem Ziel, die Restkontamination durch hochwertigste Spül- und Trocknungsprozesse unter den geforderten Grenzwert zu reduzieren. Des Weiteren gehören zum Setting die eigens entwickelte Ultra-Pure-Reinstwasserversorgungseinheit. Der Reinraum kann zur UV-Lichtinspektion vollständig abgedunkelt werden. Außerdem ist er mit einer mobilen Laminar-Flow-Einheit ausgestattet, die ISO 5-vergleichbare Umgebungsbedingungen für Inspektion, Handling und Verpackung der gereinigten Bauteile gewährleistet.“
"Viele Anwendungen produzieren viele prozessrelevante Daten. Wie erfassen und dokumentieren sie diese?“
Christian Koblenzer: „Alle Prozesse in der Anlage und im Reinraum werden von Anfang an in einem eigens entwickelten cloudbasierten System dokumentiert. So können wir alles papierlos und in Echtzeit festhalten. Dies erlaubt uns zum einen die Live-Überwachung, zum anderen im Nachgang mit Analysen aus dem Labor abzugleichen oder auch dem Kunden Monate später mitzuteilen, wie welches Bauteil verpackt wurde oder ob es Auffälligkeiten gab.“
„Herr Koblenzer, Sie sagten, Sie liefern den Maßanzug. Mit welchen speziellen Reinigungsaufgaben treten Kunden üblicherweise an Sie heran und nach welchen Lösungen suchen sie?“
Christian Koblenzer: „Eigentlich geht es immer um Bauteile mit hoher geometrischer Komplexität, kritischen Materialien oder sehr hohen Sauberkeitsanforderungen. Oder all dem auf einmal. Also unsere Kernkompetenz. Häufig können die Kunden zu Beginn der Zusammenarbeit noch gar nicht genau sagen, was sie suchen. Und genau hier sehen wir unsere Aufgabe in einer intensiven Unterstützung und Beratung. Wir gleichen die Anforderungen des Bauteils mit den zur Verfügung stehenden Reinigungs-, Spül- und Trocknungsmethoden ab und schaffen dabei nicht selten ein tiefes Verständnis für saubere Produktionsprozesse und die integrierte Reinigungstechnik.“
„Wie läuft die Suche nach einer geeigneten Lösung für die speziellen Kundenaufgaben dann ab und wie gehen Sie und Ihr Team dabei vor?“
Christian Koblenzer: „Wenn wir das TDZ mit einem Schweizer Taschenmesser vergleichen, dann ist unser Customer Support-Team wie ein Schweizer Uhrwerk zu sehen. Jeder meiner Mitarbeitenden hat ein Spezialgebiet, welches mit den Expertisen der Kollegen perfekt ineinandergreift und Kunden so präziseste Ergebnisse oder Vorschläge bietet. Wie zuvor bereits beschrieben, beginnt die Konzeption von Lösungen beim persönlichen Klärungsgespräch für erste Eckpunkte. Dann folgt häufig ein initialer Versuchstag. Vor diesem erarbeiten wir Prozess- sowie Chemie-Vorschläge und untersuchen die Reinigbarkeit, also Cleanability, der Bauteile. Die Reinigung selbst wird von begleitenden Analysen flankiert. Wenn der Beweis erbracht ist, dass wir die Spezifikation treffen, geht’s an den Feinschliff. Also Prozessgestaltung von A bis Z inklusive der Losgrößendefinition, Angebotserstellung und Terminierung von Anliefer- und Abholungsterminen.“
„Aus welchen Bereichen der Industrie werden Ihre Dienste besonders in Anspruch genommen und wie hat sich das die vergangenen Jahre ggf. verändert und entwickelt?“
Christian Koblenzer: „Da Anforderungen sowie Bauteile immer komplexer werden, sind wir im Laufe der Jahre zu Experten für Sonderanwendungen geworden. Dafür ist LPW inzwischen international bekannt und daher sind wir im In- und Ausland in Bereichen wie der Halbleiterzulieferindustrie, Medizintechnik, der optischen Industrie oder auch im Post Processing der Additiven Fertigung gefragt. In der Lohnreinigung arbeiten wir mit regionalen Auftraggebern sowie zunehmend aus dem europäischen Ausland zusammen. Natürlich haben wir auch Kunden mit weniger anspruchsvollen Reinigungsanforderungen. Hier unterstützen wir gerne bei zum Beispiel der Stückzahlabsicherung eines geplanten Serienhochlaufs.“
„Gibt es so etwas wie Trends, die sich bei Ihrer Arbeit im TDZ abzeichnen, also etwa vermehrte Anfragen zu besonderen Reinigungsaufgaben?“
Christian Koblenzer: „In den vergangenen Jahren konnten wir einen deutlichen Anstieg bei Reinigungsaufgaben im Umfeld der Additiven Fertigung feststellen. Das Entpulvern hochkomplexer Geometrien stellt neben der finalen Reinigung eine echte Herausforderung für alle Marktteilnehmer dar. Doch mit unserem hoch-performanten CNp-Prozess, gepaart mit der Erfahrung aus Lohnreinigung und Anlagenbau, können unsere Kunden die Aufgaben aus diesem Bereich bestens lösen. Zudem wachsen die Einsatzgebiete und der Bedarf, diese chancenreiche Technologie auch in hochsauberen Umfeldern einzusetzen.“
„Was waren ihre spannendsten Fälle der vergangenen Monate?“
Christian Koblenzer: „Durch unsere tägliche Arbeit bekommen wir sehr faszinierende Einblicke in Branchen, die man sonst kaum greifen kann. Jeder aus meinem Team hat hier so sein persönliches Highlight. Dazu gehörte in letzter Zeit die Innenreinigung von Kapillaren für Augenoperation. Die Öffnung, die es zu reinigen gilt, ist nur unter dem Mikroskop erkennbar. Außerdem hatten wir additiv gedruckte Antriebskomponenten für die Raumfahrtindustrie sowie hochpräzise Bauteile für den innersten Kern eines EUV-Systems.“
„Welche Aufgabenstellungen sind für Sie persönlich die interessantesten? Haben Sie eventuell sogar ein paar Favoriten?“
Christian Koblenzer: „Mein persönlicher Favorit ist nicht an einer Aufgabenstellung festzumachen. Ich find’s klasse, wenn wir die Prozessgestaltung für unseren Kunden so gut machen, dass sich diese nach Monaten oder Jahren der Partnerschaft für eigene LPW-Anlagen entscheiden. Das geschieht immer häufiger. Dann haben wir wohl alles richtig gemacht. Außerdem freuen wir uns riesig darüber, dass unsere Auftraggeber fleißig für uns werben. Auch eine schöne Bestätigung für unseren Weg der maßgeschneiderten Lösungen.“
„Herr Koblenzer, zum Abschluss der Blick in die Glaskugel. Wie sehen Ihre Zukunftspläne für das TDZ und ihr Geschäftsfeld aus und was wünschen Sie sich?“
Christian Koblenzer: „Ein Trend der kommenden Jahre wird sicherlich sein, gereinigte Komponenten in unserem Reinraumumfeld direkt zu Kleinbaugruppen weiterzuverarbeiten. Dafür bietet sich unser hochsauberes Umfeld an. Natürlich werden wir weiter forschen und neue Prozesse entwickeln. Hier sind bereits sehr spannende und aus meiner Sicht auch revolutionäre Projekte in der Entwicklung. Dazu erzähle ich Ihnen gerne beim nächsten Mal etwas. Doch mein Geschäftsfeld des Customer Supports umfasst ja noch viel mehr als die technologisch geprägten Lösungsansätze. Wir bieten in Sachen Service und Dienstleistung das Rundum-Sorglos-Paket. Inklusive Wissenstransfer und Qualifikation für die Menschen, die mit unseren Systemen arbeiten oder neue Prozesse benötigen. Dieser Bereich wird immer mehr gebraucht und bildet daher auch in Zukunft eine der Prioritäten bei LPW. Und wenn’s um meine persönlichen Wünsche geht, nun: ich bin jeden Tag beeindruckt, welche Hochtechnologien in Europa entstehen und hoffe, dass diese ausgeprägte Engineering-Stärke in Zukunft wieder weiter ausgebaut wird. Und dass das ein oder andere spektakuläre Projekt aus diesem Bereich auf meinem Tisch landet ...“
(Erstveröffentlichung: Oberfläche-Online: OM-5/25)
LPW Reinigungssysteme GmbH
Industriestraße 19
72585 Riederich
Germany
Phone: +49 7123 38040
email: info@lpw-cleaning.de
Internet: http://www.lpw-cleaning.de